Elisabeth Voß
Dipl. Betriebswirtin (FH) und Publizistin, Berlin
Meine Themen
Die Zeit ist reif für eine andere Ökonomie!
Die herrschende Wirtschaftsweise zerstört systematisch die Lebensbedingungen von immer mehr Menschen, zerstört ihre Menschenwürde und ihre Perspektiven. Diese Wirtschaftsweise, die sich an Kapitalinteressen orientiert, ist nicht in der Lage, weltweit menschenwürdige Lebensverhältnisse herzustellen. Sie lässt sich weder unter sozialen, noch unter ökologischen, noch unter ökonomischen Gesichtspunkten rechtfertigen.
Wie kann eine andere Wirtschaft gestaltet sein? Eine Wirtschaft für die Menschen, die nicht auf kurzfristige Gewinnerzielung, sondern auf langfristigen Nutzen ausgerichtet ist? Eine Wirtschaft, in der unter würdigen Arbeitsbedingungen sinnvolle Produkte erstellt und Leistungen erbracht werden, die darauf ausgerichtet sind, die Lebensgrundlagen der Menschen zu verbessern?
Diese Fragen beschäftigen mich schon lange, und meine Themen lassen sich unter der Überschrift „Anders Wirtschaften“ oder "Solidarische Ökonomie" fassen. Sie beleuchten unterschiedliche Facetten dieser meines Erachtens historischen Notwendigkeit.
Solidarisch Wirtschaften für eine Welt ohne Grenzen
Der Begriff „Solidarische Ökonomie“ wurde in Deutschland mit dem Kongress „Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus“ bekannt, der 2006 an der TU Berlin stattfand, und an dem ich als Mitveranstalterin und inhaltlich Beitragende beteiligt war (Doku des VSA-Verlag online).
Der chilenische Ökononom Luis Razeto, der den Begriff prägte, verstand darunter ursprünglich die wirtschaftliche Selbsthilfe von Marginalisierten. In einem weiteren Sinne kann Solidarische Ökonomie jedoch auch als umfassendes Konzept einer anderen, global gerechten Wirtschaftsweise verstanden werden. Dieses umfasst sowohl Unternehmungen wirtschaftlicher Selbsthilfe und öffentliche soziale Infrastrukturen, als auch soziale Bewegungen, die sich gegen Privatisierungen und für soziale Gerechtigkeit engagieren.
Mit meinem Wegweiser Solidarische Ökonomie (2. Auflage 2015) gebe ich einen Einblick in das Thema.
Meine Schwerpunkte:
Ideen und Praxen solidarischer Ökonomien, mit weltweiten Beispielen anderen Wirtschaftens
- Widersprüche und Ambivalenzen gemeinschaftlicher wirtschaftlicher Selbsthilfe
- Missbrauch für wirtschaftlich und politisch fragwürdige Zwecke
Solidarisch zusammen Leben in Stadt und Land
Eine Basis des Zusammenlebens ist die Ökonomie - wie diese gestaltet ist, und wie Menschen ihren Alltag organisieren, das hat mit sozialen Beziehungen zu tun, mit gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Ein- und Ausschlüssen, mit der ganzen Bandbreite zwischen individuellen Bedürfnissen, Notwendigkeiten und Vorlieben in den gegebenen, sich verändernden oder mitunter auch eher starren Rahmenbedingungen.
Aktuelle Fragen ergeben sich unter anderem aus zunehmenden gesellschaftlichen und globalen Spaltungen, Kriegen und Klimakatastrophe, Vertreibung und Flucht. Ich bin davon überzeugt, dass es keine einfachen Antworten auf die vielen Herausforderungen gibt, und dass es gerade deshalb so wichtg ist, genau hinzuschauen, wie Menschen versuchen, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen und gemeinsam solidarisch zu organisieren.
Spannende Beispiele finden sich in einigen Dörfern im süditalienischen Kalabrien. Wo vor allem jüngere Menschen längst ausgewandert sind, weil es dort unten keine Arbeitsplätze gibt, werden Flüchtlinge mit offenen Armen aufgenommen, denn sie beleben die Dörfer, bringen zumindest einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung und tragen zu funktionierenden Infrastrukturen bei. Das ist nicht perfekt und nicht einfach kopierbar, aber inspirierend, und es kann Anregungen geben auch zur Frage, wie in anderen Ländern - auch in Deutschland - Menschen gemeinsam ihren Alltag gestalten können, gerade auch in aussterbenden ländlichen Regionen.
Mehr dazu hier: www.riace.solioeko.de
Stadtentwicklung
Von der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg am 18. Januar 2017 wurde ich als Bürgerdeputierte („sachkundige Bürgerin“ gem. § 20 BezVerwG) in den Ausschuss für Stadtentwicklung gewählt. Ich arbeite dort als Parteilose mit der Fraktion der Partei Die Linke, die dort von BVV-Mitglied Christine Scherzinger vertreten wird, zusammen.
Nach und nach werde ich hier Infos und Berichte von den Sitzungen des Ausschusses veröffentlichen.
Bericht über die Sitzung des Ausschuss für Stadtentwicklung am 8. Februar 2017.
Smart City / Digitalisierung
In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung zur immer stärkeren Technisierung und "Appisierung der Welt" als ein weiteres Thema für mich entwickelt. Mit meinen Veröffentlichungen versuche ich dem weit verbreiteten Hype von (patriarchaler) Machbarkeit kritische Perspektiven entgegenzusetzen.
Genossenschaften
Die Genossenschaft ist zum einen eine Rechtsform, zum anderen eine wirtschaftliche Selbsthilfepraxis. Mehrere tun sich gleichberechtigt zusammen und wirtschaften zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse, nicht für den Profit. Um diesen Genossenschaftsgedanken zu leben, kann die rechliche Form der Genossenschaft hilfreich sein, es kann jedoch auch Gründe geben, sich in anderer Form zu organisieren. Umgekehrt ist keineswegs gesagt, dass in jeder formellen Genossenschaft auch wirklich der Genossenschaftsgedanke gelebt wird.
Nach dem Internationalen Jahr der Genossenschaften 2012 hat der Internationale Genossenschaftsbund die Dekade der Genossenschaften ausgerufen. Auch in Deutschland wird diese Rechtsform wieder bekannter. Über Genossenschaften kann ich theoretisch und auch aus eigenen praktischen Erfahrung berichten.
Meine Schwerpunkte:
Allgemeine Einführung: Genossenschaften
Genossenschaften gründen
Praktische Beispiele für Genossenschaften
Fragen und Probleme, z.B. Demokratiedefizit, Prüfungspflicht, Verlust der genossenschaftlichen Identität, Genossenschaften und öffentliche Unternehmen ...
Mondragón – Genossenschaftsverbund im spanischen Baskenland
1956 gründete der Jesuitenpater José Maria Arizmediarrieta mit einigen Fachhochschulabsolventen eine kleine Genossenschaft zur Herstellung von Paraffinöfen. Daraus entstanden immer neue Unternehmen, und heute ist Mondragón ein internationaler Genossenschaftskonzern mit Industriebetrieben, Supermärkten, einer eigenen Bank und einer Universität. Weltweit arbeiten etwa 80.000 Beschäftigten in fast 300 Unternehmen, von denen jedoch nur 110 Genossenschaften sind.
Im Januar 2013 war ich für eine Woche in Mondragón und habe im Dezember 2013 in Berlin Veranstaltungen mit zwei WissenschaftlerInnen aus Mondragón durchgeführt. Mehr dazu HIER, auf einer Subdomain des NETZ BB.
Gerne berichte ich über die Entwicklung des Genossenschaftsverbundes und die aktuellen Herausforderungen.
Hausprojekte
Schon in den 1990er Jahren war ich Mitverwalterin eines gemeinschaftlichen Projekt- und Wohnhauses (Ökohof in Neustadt/Weinstraße), später habe ich mit meinen NachbarInnen gemeinsam unser Haus gekauft, und dann einige Jahre in einem genossenschaftlichen Gewerbehof gearbeitet, mit den Arbeitsschwerpunkten Finanzierung und genossenschaftliche Organisation. Einmal bin ich auch mit einer Wohnprojektinitiative gescheitert. Über die Jahre habe ich einiges an fachlichen Kenntnissen und Lebenserfahrungen rund ums Immobilienthema gesammelt.
Meine Schwerpunkte:
Anders Wohnen - aber wie? Hausprojekte, Baugruppen, Genossenschaften...
Rechtsformen für Selbstorganisation
Die Wahl einer geeigneten Rechtsform ist für selbstverwaltete Projekte und Betriebe jeder Art wichtig. Ob Hausprojekt, Kollektivbetrieb oder selbstverwalteter Kulturraum – wenn eine Gruppe gemeinsam wirtschaftet, sollte sie sich bewusst für eine rechtliche Form entscheiden. Dabei empfiehlt es sich, vorher zu klären, wie die Gruppe gestaltet wird, wer dazu gehört, wie mensch reinkommt und rausgehen kann, welche Regeln gelten sollen, wie abgestimmt wird etc. Erst wenn diese soziale Architektur steht, macht es Sinn, nach einer genau dafür geeigneten Rechtsform zu suchen.
Kultur der Kooperation
Wenn Menschen sich zusammentun, um gemeinsam etwas zu erreichen – sei es als politische Initiative oder wirtschaftliches Projekt – dann steht das, was sie miteinander tun möchten, im Mittelpunkt. Ebenso wichtig wie das, WAS sie tun, ist jedoch das WIE, die Art und Weise wie sie zusammenarbeiten, sich aufeinander beziehen, ihre Ziele und Vorgehensweisen miteinander abstimmen. Dabei kann es viele Missverständnisse geben, und ich gehe davon aus, dass in der Regel (jedenfalls hierzulande) alternative Projekte eher nicht an Geldmangel oder Repression scheitern, sondern an sich selbst.
Mein Fokus: Kultur der Kooperation - Freiräume und andere Missverständnisse, z.B.:
- Beitrag in workstation ideenwerkstatt berlin e.V.: von grasmöbeln, 1€-jobs und andere (Neu-Ulm, 2012)
- gekürzte Fassung in CONTRASTE 340, Januar 2013
- Vortrag beim Buen Vivir-Symposium (Halle, Oktober 2013)
Geschichte alternativer Ökonomien
Schon immer haben Menschen anders gewirtschaftet, und auch alternative Bewegungen gab es immer wieder. Seit den 1970er Jahren sehe ich mich selbst als Teil dieser Bewegungen und habe viele Entwicklungen und Veränderungen miterlebt und vielleicht auch ein wenig mitgestaltet.
Über diese Geschichte berichte ich gerne.
Degrowth / Postwachstum: ausgeBIPt
Das fast religiös anmutende Versprechen, dass Wachstum Wohlstand hervorbringt, scheint zunehmend diskreditiert, das BIP als Wohlstandsindikator verströmt Verwesungsgeruch. Kritik am Wachstumsdogma kommt von einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteure, von großen NGOs bis zu jungen Initiativen. Im September 2014 fand die Internationale Degrowth-Konferenz in Leipzig statt, die ich u.a. als Mitglied des Beirats unterstützt habe. Wachstum und Profitmaximierung sind zwei Seiten einer Medaille, daher wird eine Postwachstumsökonomie durch eine andere, solidarische Wirtschaftsweise gekennzeichnet sein.
- Meine Perspektive im Postwachstumsdiskurs liegt auf Fragen von Demokratie und Gerechtigkeit: GAP-Paper: englische Übersetzung + deutsches Original und Beitrag von 2011 im Postwachstumsblog.
Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE)
Auch wenn die Europäische Bürgerinitiative gescheitert ist, so ist doch das Thema nicht vom Tisch. Grundsätzlich verstehe ich mich als Befürworterin eines BGE. Jedoch kommt es sehr darauf an, wie dieses BGE ausgestaltet ist: Wie wird es finanziert, wer bekommt es (und wer nicht), wie sind die Rahmenbedingungen? Was bedeutet ein BGE unter dem Aspekt globaler Gerechtigkeit? Wird das BGE neoliberal oder emanzipatorisch? Ich fürchte, dass sich eher die neoliberale Variante durchsetzen wird - wie sie zum Beispiel von Götz Werner (Drogeriemarktkette dm) vertreten wird - als eine gerechte und emanzipatorische.
- Das führe ich gerne genauer aus.
Weitere Themen, mit denen ich mich im Zusammenhang mit Anderem Wirtschaften beschäftige:
- Kommunen – gemeinsam leben und arbeiten: Kommunebuch-Texte von 1996 jetzt online
* 2. Auflage des Wegweiser Solidarische Ökonomie
Weitere THEMEN:
* Corona
* Digitalisierung/"Smart City"
* Euref/Schöneberger Gasometer
* Riace
* Sozial und solidarisch Wirtschaften oder Social Business?
* Wohnen
* Utopien