Guten Tag Frau Jöhnk,
danke für Ihre Mail, die ich leider nicht nachvollziehen kann. Die taz hat selbst kritisch über die AfD berichtet, da erscheint mir diese Frage "ob die AfD als rechtsradikale, rassistische Partei einzuordnen ist" ziemlich naiv.
Bitte veröffentlichen Sie meine Kündigungsmail als Leserinnenbrief, ich stelle unseren Schriftwechsel auch auf meiner Website online.
Viele Grüße
Elisabeth Voß
Elisabeth Voß
Dipl. Betriebswirtin (FH) und Publizistin, Berlin
Ich habe mein taz-Abo gekündigt
In der Wochenendausgabe 17./18. Mai 2014 hat die taz auf Seite 42 (Seite 2 des Berlin-Teils) eine Anzeige der AfD (Alternative für Deutschland) abgedruckt. Im Anzeigentext triumphiert die AfD: "In irgendeine Ecke stellt man uns ja immer. In der hier waren wir aber noch nie."
Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht. Schweren Herzens habe ich mein taz-Abo gekündigt. Mittlerweile habe ich aus gut unterrichteter Quelle erfahren, dass eine bereits geplante zweite AfD-Anzeige aufgrund der vielen LeserInnenproteste und Kündigungen nicht veröffentlicht wurde - immerhin ein kleiner Erfolg.
Am 20. Mai gibt es einen Artikel in der ZEIT, die AfD-Anzeige ist HIER zu sehen, und das Handelsblatt berichtet am 22.05.2014, dass die AfD nun 3 taz-Abos verlost,
Aktuelle Diskussionen
Einige Berlin-RedakteurInnen der taz haben sich gegen die Veröffentlichung der AfD-Anzeige in der taz ausgesprochen. Sie sehen bei der AfD “Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit”. Die Kommentare sind großteils zum Fürchten:
In anderen Medien gibt es Berichte über die Anzeige, zum Beispiel hier:
evangelisch.de: Nun sag, wie hast Du's mit der AfD?
Handelsblatt: „Wir sind eben käuflich“
Mädchenmannschaft: AfD – Für die taz offensichtlich keine rassistische und sexistische Partei
Radio Dreyeckland: Moralisch flexibel? taz druckt Wahlwerbung der AfD
ZEIT Online: "taz"-Redaktion zerstreitet sich über AfD-Anzeige
Meine Kündigungs-Mail vom 18.05.2014:
Liebe tazlerInnen,
das hätte ich nicht gedacht, dass es so weit kommt, dass Ihr eine AfD-Anzeige abdruckt. Ich bin fassungslos - wo zieht Ihr eine Grenze gegen Rechts? Was kommt als Nächstes?
Es war nicht immer schön mit Euch, Geschmackloses und unkritisch Neoliberales, und dann Eure Flirts mit Kai Diekmann - da war ich schon manchmal drauf und dran, mein Abo zu beenden. Aber wenn ich dachte mir platzt gleich der Kragen, dann gab es wieder so wunderbare Texte, von Gabriele Goettle und Lea Streisand zum Beispiel. Die haben es immer wieder rausgerissen.
Der Abschied fällt mir schwer, aber es reicht mir, und ich will nicht wirklich wissen, wie weit Ihr noch geht, diese Anzeige ist schlimm genug. Darum kündige ich mein taz-Abo zum nächstmöglichen Termin.
Bitte bestätigt mir die Kündigung.
Enttäuschte Grüße
Elisabeth Voß
Antwort der taz-Anzeigenredaktion vom 19.05.2014:
Libe Elisabeth Voss,
Ihre Mail wurde an mich weitergeleitet.
Als Anzeigenleitung der taz bin ich verantwortlich für die Werbung in der tageszeitung und auf taz.de, deshalb kommt diese Antwort von mir.
Nach der AfD-Anzeige stellen Sie fest: "...aber es reicht mir, und ich will nicht wirklich wissen, wie weit Ihr noch geht, diese Anzeige ist schlimm genug. "
Reibungslos war die Entscheidung für oder gegen eine Veröffentlichung nicht.
Natürlich haben wir intern über die Anzeige gesprochen - letztendlich hat unser Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch die Anzeige freigegeben.
Auch redaktionell wurde die Frage nach Veröffentlichung dieser Anzeige in der taz kontrovers debattiert.
Werbung stellt keine Meinungsäußerung der taz dar. Wir veröffentlichen jede Werbung, die sich mit unserer Selbstverpflichtung vereinbaren lässt:
Wir nehmen keine rassistische, sexistische und militaristische Anzeigen und Banner an. Alles andere brauchen wir, um den unabhängigen Journalismus auch morgen
noch finanzieren zu können. Neben den Erlösen aus der Abo-Auflage und den Genossenschaftsanteilen benötigt die taz Werbeeinnahmen, um zu überleben.
Anlässlich dieser Anzeigenschaltung gibt es, sicher zu Recht, eine in- und externe Diskussion, ob die AfD als rechtsradikale, rassistische Partei einzuordnen ist und damit unter unsere Ausschlusskriterien fällt.
Das ist momentan Stand der Dinge.
Mit besten Grüßen aus der taz
Margit Jöhnk
Anzeigenleitung
TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH
Meine Antwort am gleichen Tag:
Antwort der taz
Sehr geehrte Frau Voss,
gerne leite ich Ihre Mail an die Kolleginnen von den LeserInnenbriefen weiter.
Innerhalb der taz-Redaktion gibt es ein Pro und Kontra zur AfD. Beim Verlag ebenso.
Mit besten Grüßen aus der taz
Margit
* 2. Auflage des Wegweiser Solidarische Ökonomie
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